Samstag, 28. November 2009

Predigt für den 01.Advent

Liebe Gemeinde,
heute ist es soweit. Die Adventszeit beginnt und es ist schön, dass wir miteinander diesen 1. Adventgottesdienst feiern dürfen. Advent ist eine Zeit, in der wir viel unterwegs sind, suchen, vergleichen, rechnen. Es ist eine Zeit der Geschenke, der Erwartungen, der Freude, aber auch einiger Sorgen.

Ich habe Ihnen ein Bild mitgebracht, welches für mich die Adventszeit und das warten auf Weihnachten widerspiegelt.
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Was sehen wir?
Wir sehen eine Stadt oder ein Dorf im Dunkeln. Eine Person bückt sich runter und erhellt mit dem Licht einer Kerze einige Häuser. Aber nicht nur die Häuser, sondern auch die Person wird angeleuchtet und somit sichtbar.

Dieses Bild zeigt deutlich, in welcher Situation wir uns zur Zeit befinden. Die Jahreszeit ist dunkel. Oft hat man das Gefühl, dass es gar nicht mehr richtig hell wird. Man geht im Dunkeln aus dem Haus und kommt im Dunkeln wieder. Die Gedanken passen sich oftmals der Dunkelheit an. Einige Menschen bekommen „Winterdepressionen“, andere werden sensibel und wieder andere ziehen sich zurück.
Manchmal habe ich den Eindruck, als gäbe es immer mehr Menschen, die sich vor der Advents- und Weihnachtszeit fürchten, als das sie sich darauf freuen würde. Die Gründe dafür können ganz unterschiedlich sein: zu hohe Erwartungen, Stress, zu viel Nähe, Einsamkeit oder auch Gefühle, die man nicht einordnen kann.
Die Adventszeit ist eine Zeit der Besinnung und der Hoffnung. Man erinnert sich an die vergangenen Wochen und Monate, an Begegnungen und Worten. Man hofft dass das nächste Jahr besser wird und nimmt sich Dinge vor, die man ändern möchte.
Und in all der Dunkelheit kommt jemand und bringt ein kleines Licht in unsere Welt. Eine kleine, unscheinbare Flamme, die aber so viel Macht hat, sein Umfeld zu erhellen.

Wir Christen freuen uns in dieser Adventszeit auf Weihnachten, nicht auf den kommerziellen Rummel, der mit dem Verkauf von Schokoladen-Weihnachtsmännern schon vor Wochen eingesetzt hat, sondern auf das Licht, auf das Fest der Liebe.
Und mit Liebe hat auch der Predigttext für diesen Sonntag zu tun. Er steht im Römerbrief, Kapitel 13, Verse 8-12:

Die Liebe als Erfüllung des Gesetzes
8 Seid niemand irgendetwas schuldig, als nur einander zu lieben! Denn wer den anderen liebt, hat das Gesetz erfüllt. 9 Denn das: "Du sollst nicht ehebrechen, du sollst nicht töten, du sollst nicht stehlen, du sollst nicht begehren", und wenn es ein anderes Gebot gibt, ist in diesem Wort zusammengefasst: "Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst." 10 Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses. Die Erfüllung des Gesetzes ist also die Liebe. 11 Und dies tut als solche, die die Zeit erkennen, dass die Stunde schon da ist, dass ihr aus dem Schlaf aufwacht! Denn jetzt ist unsere Rettung näher, als da wir zum Glauben kamen: 12 Die Nacht ist weit vorgerückt, und der Tag ist nahe. Lasst uns nun die Werke der Finsternis ablegen und die Waffen des Lichts anziehen!

Ein sehr schöner und passender Text zu Weihnachten.
11 Denn jetzt ist unsere Rettung näher, als da wir zum Glauben kamen: 12 Die Nacht ist weit vorgerückt, und der Tag ist nahe. Lasst uns nun die Werke der Finsternis ablegen und die Waffen des Lichts anziehen!

Jesus, das Licht der Welt, macht sich klein um zu uns zu kommen. Schauen wir uns nochmal das Bild an: Auch dort macht sich die Person klein, um den Menschen ein Licht zu spenden. Ein schönes Bild für Jesus. Jesus, der über alles steht erniedrigt sich für uns. Er kam in der Nacht, ganz leise und unscheinbar und doch ist es das größte Wunder, welches man sich vorstellen kann. Gott wird Mensch und das nicht, weil ihm langweilig war oder er böse absichten hatte, sondern weil er uns liebt. Er liebt uns und möchte uns Nahe sein. Gottes Liebe zieht weitere Kreise, als wir uns vorstellen können.

Um Ihnen das Näher zu bringen, habe ich Ihnen eine Kerze mitgebracht.
Eine Kerze symbolisiert für mich das Licht, welches in die Dunkelheit kommt. Ein dunkler Raum (die Welt) scheint „sooo“ groß im Gegensatz zu dieser kleinen Kerze (Jesus Christus). Zünde ich sie aber an, dann erfüllt sie den ganzen Raum. Sie gibt Wärme und Geborgenheit. Zudem kann sie den Weg anzeigen, die aus der Dunkelheit führt. Nicht umsonst heißt es „Folge dem Licht am Ende des Tunnels.“ Das Problem, welches ich oft bei den Menschen sehe ist, dass sie sich gerne an die Dunkelheit hängen. Vielleicht liegt es daran, weil sie es gewohnt sind, dass die Angst, die Trauer, die Sünde, das all diese Dinge sie in Besitz nehmen. So sehen wir auch jetzt, wenn wir raus gehen nur die Ungerechtigkeit in der Welt. Wir sehen Hass, Schmerz und Trauer und können nicht das Licht in der Welt sehen, was mit dem Kind in der Grippe gekommen ist. Doch schauen wir doch mal auf diese Flamme, schauen wir auf Jesus. Auch heute passieren noch Wunder. Menschen werden von Krankheiten geheilt, vor Schäden bewahrt und dürfen etwas neues beginnen im Blick auf dieses Licht.
Gottes Liebe lässt es hell werden für uns. In seinem Licht können wir uns sicher fühlen, so, wie wir uns ja auch in menschlicher Liebe sicher fühlen.
Wir sollen „die Waffen des Lichts anziehen“ oder auch einfach „Jesus Christus anziehen“. Das bedeutet, dass wir unser leben ganz von der liebe Gottes bestimmen lassen sollen. Das Licht umgibt uns, weil wir zu Gott gehören. Aber brennt ihr Licht, brennt mein licht noch? Wenn es denn brennt, so muss es für alle sichtbar sein.

8 Seid niemand irgendetwas schuldig, als nur einander zu lieben! Denn wer den anderen liebt, hat das Gesetz erfüllt. 9 Denn das: "Du sollst nicht ehebrechen, du sollst nicht töten, du sollst nicht stehlen, du sollst nicht begehren", und wenn es ein anderes Gebot gibt, ist in diesem Wort zusammengefasst: "Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst." 10 Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses. Die Erfüllung des Gesetzes ist also die Liebe.

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Es klingt so einfach und doch ist, meiner Meinung nach mit die schwierigste Aufgabe, die wir täglich zu bewältigen haben. Ich soll mich anderen Menschen gegenüber so verhalten, wie ich es mir von ihnen wünschen würde. Meinen Nächsten Lieben, um auch von ihm geliebt zu werden. Ihm so viel Liebe entgegenbringen, wie ich es gerne von ihm hätte. Schließlich kann ich von meinem gegenüber nicht mehr verlangen, wie ich selber zu geben bereit bin.

Aber wer ist mein Nächster? Ist es mein bester Freund, meine Bekannte oder meine Familie? Es ist leicht jemanden zu Lieben und ihm etwas gutes zu tun, wenn man die Person mag.
Leo Tolstoi sagte mal:
Die wichtigste Stunde in unserem Lebenist immer der gegenwärtige Augenblick;der bedeutsamste Mensch in unseremLeben ist immer der, der uns geradegegenübersteht; das wichtigste Werk inunserem Leben ist stets die Liebe.

Mein Nächster ist eben nicht nur der, den ich mag. Es ist jeder der mir begegnet. Und zu diesen Nächsten gehören auch die weniger angenehmen Zeitgenossen. Ja, sogar unsere Feinde, wie Jesus in seiner Radikalität gefordert hat.

Und ich frage sie, libe Gemeinde: Geht denn das?
Wenn wir ehrlich zu uns selber sind, dann müssen wir uns eingestehen, dass es uns oft schon schwer fällt einen nahe stehenden Menschen, mit all seinen Ecken und Kanten, bedingungslos zu lieben. Und wenn es dann auch noch um Menschen geht, die einem das leben schwer machen... Ja, dann scheint es doch eine hoffnungslose Aufgabe zu sein.
Wenn wir die Liebe aus unserem eigenem Willen und aus unserer eigenen Kraft schöpfen sollten, wäre das geradezu unmöglich, unseren Nächsten wirklich so zu lieben, wie wir uns selbst lieben. Aber die Waffen des Lichts sind nicht selbst geschmiedet. Und es tut gut zu wissen, dass Gott uns helfen möchte.
Wenn wir uns von Gottes liebe füllen und tragen lassen, dann ist das zwar keine Garantie dafür, dass uns das Leben mit unseren Familien und Freunden oder gar mit Neidern und „Gegnern“ perfekt gelingen wird. Aber es verändert.
Es verändert Sie und es verändert mich.

Jesus hat damals öffentlich über die Liebe Gottes gesprochen, die den Menschen ihre Fehltritte vergibt und auch das gilt uns heute noch. Das betrifft unser Leben jetzt und auch in Zukunft. Jesus hat sein Leben gelassen, damit uns vergeben ist. Jesus lehrt uns, dass Lieben auch vergeben heißt.

Was verändert sich durch dieses Wissen? Sicherlich nicht die äußeren Gegebenheiten, in denen wir leben. Wir machen immer noch Fehler, schauen auf unseren Nächsten herab, haben Sorgen und Ängste. Aber unsere Einstellung kann sich verändern.

Die Liebe ist das wichtigste, mit ihr ist das Gesetz erfüllt. Nächstenliebe heißt vergeben, helfen und meinen Gegenüber wertschätzen. Liebe will meinem Nächsten nichts böses. Das scheint etwas zu sein, was wir oft vergessen. Wir vergessen die Nächstenliebe und gehen mit erhobenem Finger durch die Welt, urteilen und verurteilen.
Das Licht der Liebe Gottes kann uns innerlich von den Zwang befreien, uns und anderen ständig etwas zu beweisen.
Böses zu tun scheint ein Werk der Finsternis zu sein. Wenn wir das Licht, also Jesus anziehen und somit die Liebe, dann können wir dagegen ankämpfen. Denn böses siegt nicht über die Liebe. Liebe gibt Kraft weiterzumachen und sie gibt Kraft zum Vergeben.
Um die Liebe Gottes, die mit Jesus in die Welt gekommen ist, geht es in der Adventszeit. Diese Liebe trägt sie und mich unser Leben lang und noch über den Tod hinaus.

Ich würde mir so wünschen, dass wir in der Adventszeit das Licht der Lichter sehen und erfahren dürfen. Doch wie können wir es schaffen, Jesus gerade in einer so stressigen, lauten und hektischen Zeit zu begegnen? Vielleicht können wir es schaffen, wenn wir das Licht Gottes voll und ganz in unser Leben hineinlassen, damit es alle erleuchten kann und nicht nur bestimmte und auserwählte Ecken. Nehmen wir Jesus mit in diese hektische Zeit. Lassen wir zu, dass er auch in die dunklen Ecken hineinleuchtet, auch wenn es für einen Moment schmerzhaft sein kann und auch sein wird. Er wird bestimmt nicht weiter in dieser Wunde herumrühren, sondern möchte uns trösten, wie ein Vater sein Kind tröstet. Das kann er aber nur, wenn wir zulassen, dass er diese dunklen Ecken sieht. Er wird sich einladen lassen und Zeit für uns haben, wenn alle anderen von ein Geschäft zum anderen laufen und er wird ein offenes Ohr für uns haben, wenn niemand uns zuhören kann. Und bis wir endlich einmal da sind, wird er immer wieder an unsere Herzenstür klopfen, denn er möchte mehr, als nur die Adventszeit mit uns verbringen und Weihnachten bei uns zu Hause sein. Er möchte, dass wir mit ihm und mit Gott eine gemeinsame Zukunft haben.Die Lichter auf der Straße könne uns daran erinnern, dass es Zeit wird, dass wir das Licht Gottes in unsere Herzen scheinen lassen sollen. Und so wie wir an jeder Ecke Lichter sehen, so lassen wir es auch zu, dass Jesus in jeder Ecke unseres Lebens scheinen kann. Und wenn die Welt uns Angst machen möchte, schwer zu schaffen macht oder besonders in der Adventszeit der Haussegen schief hängt, dann schauen wir auf das Licht. Es kommt uns zur Hilfe und es füllt unser Herz. Vielleicht schaffen wir es ja in den nächsten Wochen, dass Wunder und das Licht noch bewusster als bisher wahrzunehmen und zu erkennen, was an Weihnachten mit dem Kind in der Grippe begonnen hat
Ich wünsche Ihnen, dass Sie und auch ich wieder neu erkennen, dass Gott Liebe ist und lieben auch Vergeben heißt.

Abschließen möchte ich meine Predigt mit Worten von Martin Luther King:
"Es kommt nicht darauf an, geliebt zu werden, sondern zu lieben.Es kommt nicht darauf an, zu genießen,sondern zu schenken.Es kommt nicht darauf an, sich durchzusetzen,sondern sich einzusetzen.Es kommt nicht darauf an, den Frieden zu erwarten,sondern Frieden zu schaffen.Es kommt nicht darauf an, dass Gott tut, was ich will,sondern dass ich tue, was Gott will.Es kommt nicht darauf an, was die Menschen von mir denken,sondern was Gott von mir denkt.Es kommt nicht darauf an, alles zu kennen,sondern das Erkannte zu tun."
Amen

2 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

komisch, aber muss immer weinen wenn ich eine predigt von dir höre oder lese. du fehlst mir. hab dich lieb. hast du wirklich schön gemacht.

Schanine hat gesagt…

Danke Mam,
deine Worte bedeuten mir viel...