Montag, 15. Dezember 2008

Jesaja 9, 1-6

1Das Volk, dass im Dunkeln lebt, sieht ein großes Licht. Die im Land der Finsternis wohnen, Licht leuchtet über ihnen. 2Du vermehrst den Jubel, du machst die Freude groß. Sie freuen sich vor dir, wie man sich freut in der Ernte, wie man jauchzt beim Verteilen der Beute. 3Denn das Joch ihrer Last, den Stab auf ihrer Schulter, den Stock ihres Treibers zerbrichst du wie am Tag Midians. 4Denn jeder Stiefel, der dröhnend einherstampft, und jeder Mantel, in Blut gewälzt, fällt dem Brand anheim, wird ein Fraß des Feuers. 5Denn ein Kind ist und gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter; und man nennt seinen Namen: Wunderbarer Ratgeber, starker Gott, Vater der Ewigkeit, Fürst des Friedens. 6Groß ist die Herrschaft, und der Friede wird kein Ende haben auf dem Thron Davids und über seinen Königreich, es zu festigen und zu stützen durch Recht und Gerechtigkeit von nun an bis in Ewigkeit. Der Eifer des Herrn der Heerscharen wird dies tun.

1Das Volk, dass im Dunkeln lebt, sieht ein großes Licht. Die im Land der Finsternis wohnen, Licht leuchtet über ihnen.
Was kommt Dir in den Sinn, wenn Du folgendes hörst: „Das Volk, dass im Dunkeln lebt... Die im Land der Finsternis wohnen“? Wenn ich das so höre oder lese, dann bekomme ich ein mulmiges Gefühl und Unbehagen macht sich in mich breit. Die Dunkelheit wird doch meistens mit negativem in Verbindung gebracht. Ist diese Finsternis ein Bild für die Not und Angst im allgemeinen? Oder ist sie Ausdruck für Rat- und Weglosigkeit? Oder malt diese Finsternis ein Bild von Knechtschaft und Gefangenschaft? Was verbindest Du mit der Dunkelheit? Wenn ich mir die Zeit anschaue, in der Jesaja diese Worte spricht, kam mir der Gedanke, das diese Dunkelheit in gewisser weise die Trennung von Gott widerspiegelt. Die Menschen haben keine Gottesbeziehung mehr und betreiben Götzendienst. Ich kann mir gut vorstellen, dass Not und Angst sich breit macht, wenn man den Halt, den Sinn im Leben, die Beziehung zu Gott verloren hat. Ich kehre Gott, meinem „Wegweiser“ den Rücken zu und bin plötzlich Ratlos und weiß nicht welchen Weg ich einschlagen soll. Ich suche mir andere Götter und setze mein Hoffen auf sie und verfalle ihrer Macht. Ja, ich kann ein „Gefangener“ des Götzendienstes sein. Ein Gefangener, ein Knecht von anderen Mächten und von der Sünde, die mich in Besitz nehmen möchte.
Aber wir lesen auch, dass die Menschen in all der Dunkelheit, der Not und der Angst ein Licht sehen dürfen. Ein Licht, das stärker als die Finsternis ist, ein Licht welches Hoffnung gibt. So sieht Jesaja über die Dunkelheit ein helles Licht aufgehen, ein Licht, welches bis in die Finsternis hinein reicht. Er erwähnt das Licht erst von unten, wo es heißt, dass sie ein großes Licht sehen und schaut dann von oben, denn ein Licht leuchtet über ihnen. Vielleicht ist das ein Bild dafür, dass Gott wie dieses Licht erst so fern ist, aber dann den Menschen ganz Nahe sein wird. Durch diese Umwandlung, dass Gott, der so fern schien, nun als Licht zu den Menschen kommt, macht sich Freude breit. Es ist eine Freude, wie man sie von der Ernte her kennt. Als ich vor einige Jahren wegen meiner Ausbildung zur Hauswirtschafterin auf einem Landwirtschaftlichen Betrieb gewohnt habe, habe ich es immer miterleben dürfen, wie sich mein Chef damals gefreut hat, wenn er die Ernte eingefahren hat. Erleichterung und auch Freude macht sich breit, dass alles gut geklappt hat und Wind und Regen nicht zu viel zerstört hat. Zudem bewirkt die Nähe Gottes eine Freude, die man hat, wenn man einen Kampf, einen Krieg mit Hilfe von Gott gewonnen hat und anschließend die Beute verteilt. Es ist eine Freude die man an Gott hat, am
Daheimsein bei Gott (in seinem Land) und es ist eine Freude über die Herrschaft Gottes.

Doch was ist der Auslöser dieser Freude? Es ist die Erlösung aus der Not der Last, die diese Menschen zu tragen hatten und die Befreiung aus Misshandlung und Bedrängung, Wie schon öfters ist Gott jetzt wieder der Handelnde, der die Wende herbeiführen, die Last wegräumte, den Joch zerbrach und den Zwingherrn erledigte. Der tiefere Grund der Freude ist aber, dass Gott dem Krieg für immer ein Ende setzen möchte und eine Zeit des Friedens bringen will. Alles was zum Krieg gehört soll vernichtet werden. Gott wird den Kriegern die schweren Stiefel ausziehen und die blutigen Kleider abnehmen.

5Denn ein Kind ist und gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter; und man nennt seinen Namen: Wunderbarer Ratgeber, starker (heldenhafter) Gott, Vater der Ewigkeit, Fürst des Friedens.
Wow, das sind Namen! Vier Namen, die den Charakter des neuen Herrschers umschreiben und offenbaren. Er wird für das Volk ein wunderbarer Ratgeber sein. Viele Menschen würden diesen wunderbaren und außergewöhnlichen Herrscher gerne als Autorität annehmen wollen und auf das hören, was er dem Volk zu sagen hat und was er über die Wege Gottes lehrt. Aber nicht nur das, er ist auch ein starker, ein mächtiger Gott. Wie, ein Mensch trägt den Namen „Gott“? Kann es sein, dass Jesaja hier eine „gottesähnliche“ Person meint? Ich denke schon, dass Jesaja verstanden hat, dass der neue Herrscher, der Messias selbst auf eine bestimmte weise Gott sein möchte, Gott sein wird. Schließlich hat er schon davon gesprochen, dass der Messias mehr tun wird, als jeder andere Mensch tun kann. So lesen wir es ja auch in den Versen 2 bis 4:
2Du vermehrst den Jubel, du machst die Freude groß. Sie freuen sich vor dir, wie man sich freut in der Ernte, wie man jauchzt beim Verteilen der Beute. 3Denn das Joch ihrer Last, den Stab auf ihrer Schulter, den Stock ihres Treibers zerbrichst du wie am Tag Midians. 4Denn jeder Stiefel, der dröhnend einherstampft, und jeder Mantel, in Blut gewälzt, fällt dem Brand anheim, wird ein Fraß des Feuers.
Weiter wird dieser Herrscher auch ewiger Vater genannt. Für mich bedeutet es, dass der Messias ein „väterlicher“ Herrscher sein wird. Er wird die Menschen so begegnen, wie ein Vater seinen Kindern begegnet. Er wird sie ernst nehmen und die Not, in der sie stecken, sehen. Er möchte sie trösten und möchte ihnen Hoffnung geben. Als Fürst des Friedens wird er den Menschen den Frieden bringen und erhalten, wenn das Verhältnis des Volkes zu Gott wieder erneuert ist. Zusammen ergeben uns diese vier Namen ein wunderbares Bild seines Wesens. Die Vorstellung der Israeliten war, dass ein König kommt, ein weltlicher Herrscher, der dem Land Befreiung bringt, der den Krieg beendet, der die Soldatenstiefel und blutbeschmierten Mäntel verbrennt und ein Reich in Frieden und Gerechtigkeit aufrichtet. Es sollte so sein, wie zur Zeit des großen Königs David. Es sollte jemand regieren, der als Herrscher an Gottes Statt eingesetzt worden war und wusste wie man ein Reich nach Gottes Sinne zu regieren hatte. Und anstatt, dass ein großer König kommt, lesen wir, dass uns ein Kind gegeben ist. Ein Kind als Licht, als Hoffnung und als Retter der Welt? Wir lesen zu Anfang, dass viel Finsternis über den Menschen lag und die Hoffnung auf den kommenden Herrscher sollte sie herausführen aus der Gefangenschaft. Eine Erfüllung dieser Verheißung wird nirgendwo im Alten Testament berichtet. Dieses hoffnungsvolle Kind kam erst sehr viel später zur Welt, 700 Jahre später.

Da nämlich wurde diese Prophezeiung von Jesaja mit Jesus in Verbindung gebracht. Allerdings wurde diese Verheißung ganz anders Wirklichkeit als die Menschen sich das 700 Jahre vorher vorgestellt haben. Jesus war keine politische Größe und er war kein weltlicher Herrscher gewesen. Er war ein einfacher Mensch, geboren in einem Stall, ein gelernter Zimmermann und doch hat er ein Reich aufgerichtet, das weiter reicht, als politische Gedanken es je könnten. Er denkt und handelt nicht nur in großen Zusammenhängen, wie es die Könige taten, sondern er schenkt dem Einzelnen Beachtung. Er bleibt nicht stehen bei den aktuellen Fragen seiner Zeit, sondern er gibt Antworten auf Lebensfragen, die die Zukunft und die Ewigkeit mit einbeziehen.

Das Kind, welches in der Krippe geboren wurde, ist die Hoffnung und das Licht der Menschen. Und wen wir uns jetzt mal draußen umschauen, dann sehen wir, dass Weihnachten sehr viel mit Licht zu tun hat. Doch ich befürchte, dass der Sinn dieser Lichter den meisten Menschen verloren gegangen ist. Ich finde es erschreckend im Fernsehen und im Radio immer wieder zu hören, dass Menschen nicht wissen, warum wir Weihnachten feiern. Wenn man sie fragt, dann erwähnen sie die Geschenke, die Düfte und auch die ganzen Lichter. Ich habe den Eindruck, dass die vielen Lichter und der ganze Stress in der Adventszeit die Sicht auf das wahre Licht der Menschen zu verbergen scheint. Wie heißt es doch so schön? „Ich sehe den Wald vor lauter Bäumen nicht.“ Hier könnte man sagen: „Vor lauter Lichter, sehen wir das Licht der Welt nicht mehr.“ Dabei sagt Jesus in Johannes 8, Vers 12: „Ich bin das Licht der Welt; wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis wandeln, sondern wird das Licht des Lebens haben.“

Gott sendet also seinen Sohn, sendet das Licht in diese finstere Welt. Zur Zeit Jesu leuchtete dieses Licht mächtig auf, Kranke wurden gesund, Besessene und okkult belastete Menschen wurden frei. Die Botschaft der Rettung wurde verkündigt. Einige Menschen waren sicher, dass dies der neue Herrscher ist, schließlich finden wir bei ihm einen Rat, andere Wege einzuschlagen, so predigte er z.B. Feindesliebe, statt Fremdenhass. Er wollte den Frieden und keinen Krieg. Darum glaube ich mit ganzem Herzen daran, dass die Geburt des Kindes in Bethlehem mehr in die Welt gebracht hat, als nur einen neuen Herrscher. Mit ihm ist die Welt anders geworden, mit ihm kam das Licht und die Hoffnung, auch wenn die Umstände in der wir leben jedes Jahr die gleichen sind: Unfriede, Hunger, Elend, Not, Unglück, Trauer und Tod. Diese Umstände sind geblieben und gerade das ist so schwer zu verstehen. Ich frage oft nach dem „Warum“ und bekomme keine Antwort, aber ich weiß, dass mit dem Kind etwas in der Welt lebendig geworden ist. Etwas das uns deutlich sagt: das ist nicht die gottgegebene Ordnung, das ist nicht das, was Gott für die Welt möchte.

Eine Kerze symbolisiert für mich das Licht, welches in die Dunkelheit kommt. Ein dunkler Raum (die Welt) scheint „sooo“ groß im Gegensatz zu dieser kleinen Kerze (Jesus Christus). Zünde ich sie aber an, dann erfüllt sie den ganzen Raum. Sie gibt Wärme und Geborgenheit. Zudem kann sie den Weg anzeigen, die aus der Dunkelheit führt. Nicht umsonst heißt es „Folge dem Licht am Ende des Tunnels.“ Das Problem, welches ich oft bei den Menschen sehe ist, dass sie sich gerne an die Dunkelheit hängen. Vielleicht liegt es daran, weil sie es gewohnt sind, dass die Angst, die Trauer, die Sünde, das all diese Dinge sie in Besitz nehmen. So sehen wir auch jetzt, wenn wir raus gehen nur die Ungerechtigkeit in der Welt. Wir sehen Hass, Schmerz und Trauer und können nicht das Licht in der Welt sehen, was mit dem Kind in der Grippe gekommen ist. Doch schauen wir doch mal auf diese Flamme, schauen wir auf Jesus. Auch heute passieren noch Wunder. Menschen werden von Krankheiten geheilt, vor Schäden bewahrt und dürfen etwas neues beginnen im Blick auf dieses Licht.

Wenn ich von Missionaren lesen, dann staune ich immer, was sie für Wunder miterleben dürfen. Dabei vergesse ich allzu leicht, dass diese Wunder nicht nur in weiter ferne passieren, sondern auch hier wo wir wohnen. Wir alle können uns freuen, dass Jesus angefangen hat sein Reich in dieser Welt aufzurichten. Wenn ich diese Wunder sehe oder sie nur höre, dann ist es für mich ein Zeichen, dass ich die Hoffnung auf Liebe, Freiheit, Gerechtigkeit und eine bessere Welt nicht aufgeben darf. Bei ihm, bei Jesus, finden wir den Ort der Kraft. Eine Kraft die mächtiger ist als menschliches Wollen. Bei ihm dürfen wir auftanken und dürfen uns Kraft holen um durchzuhalten in einer Welt, die oft so finster scheint. Zudem finden wir bei ihm ein Heldentum, dass nicht auf eigenem Ruhm und Vorteil bedacht ist, sondern die anderen wichtig nimmt. Wir finden bei ihm ein Angenommensein, dass nicht bei unserer Schuld halt macht, sondern auch mit ihr haben wir vor ihm und bei ihm ein Lebensrecht und er befreit uns davon, damit wir wirklich frei leben können. In dieser Befreiung, die uns immer wieder von der einengenden Schuld löst, liegt der Frieden, den wir jeden Tag benötigen.

Dies alles sind nicht nur schöne Worte, die ich mir bei der Auslegung von Jesajas Verheißung zurecht gelegt habe, sondern es ist Wirklichkeit geworden. All das hat seinen Anfang im Stall von Bethlehem genommen. Die Welt, in der wir jetzt leben und wie wir sie erleben, mag an vielen Stellen anders aussehen, als wir es erhoffen und wie Gott sie erdacht hat. Das mag wohl daran liegen, dass Menschen mit ihrer Finsternis dieses Licht verdeckt. Manche Menschen verdecken mit Absicht dieses Licht, weil sie denken, das es ihr Streben nach z.B. Ruhm und Macht hindert. Mit Absicht, weil sie die Botschaft des Lichts nicht interessiert. Manche Menschen verdecken das Licht auch ungewollt, weil sie gehindert werden, dieser Hoffnung, diesem Licht in Jesus Christus zu folgen. Und doch ist dieses Licht in dieser Welt, ob wir das wollen oder nicht. Das macht unseren christlichen Glauben aus und es macht die Adventszeit und auch Weihnachten aus. In diesem Fest liegt eine Wirklichkeit, die weit über das hinausgeht, was wir Menschen sehen. Erfahren tun wir es nur, wenn wir uns auf dieses Kind und seine Herrschaft einlassen.

Ich würde mir so wünschen, dass wir in der Adventszeit das Licht der Lichter sehen und erfahren dürfen. Doch wie können wir es schaffen, Jesus gerade in einer so stressigen, lauten und hektischen Zeit zu begegnen? Vielleicht können wir es schaffen, wenn wir das Licht Gottes voll und ganz in unser Leben hineinlassen, damit es alle erleuchten kann und nicht nur bestimmte und auserwählte Ecken. Nehmen wir Jesus mit in diese hektische Zeit. Lassen wir zu, dass er auch in die dunklen Ecken hineinleuchtet, auch wenn es für einen Moment schmerzhaft sein kann und auch sein wird. Er wird bestimmt nicht weiter in dieser Wunde herumrühren, sondern möchte uns trösten, wie ein Vater sein Kind tröstet. Das kann er aber nur, wenn wir zulassen, dass er diese dunklen Ecken sieht. Er wird sich einladen lassen und Zeit für uns haben, wenn alle anderen von ein Geschäft zum anderen laufen und er wird ein offenes Ohr für uns haben, wenn niemand uns zuhören kann. Und bis wir endlich einmal da sind, wird er immer wieder an unsere Herzenstür klopfen, denn er möchte mehr, als nur die Adventszeit mit uns verbringen und Weihnachten bei uns zu Hause sein. Er möchte, dass wir mit ihm und mit Gott eine gemeinsame Zukunft haben.

Die Lichter auf der Straße könne uns daran erinnern, dass es Zeit wird, dass wir das Licht Gottes in unsere Herzen scheinen lassen sollen. Und so wie wir an jeder Ecke Lichter sehen, so lassen wir es auch zu, dass Jesus in jeder Ecke unseres Lebens scheinen kann. Und wenn die Welt uns Angst machen möchte, schwer zu schaffen macht oder besonders in der Adventszeit der Haussegen schief hängt, dann schauen wir auf das Licht. Es kommt uns zur Hilfe und es füllt unser Herz. Denn es ist ein Kind gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter; und man nennt seinen Namen: Wunderbarer Ratgeber, starker (heldenhafter) Gott, Vater der Ewigkeit, Fürst des Friedens.
Vielleicht schaffen wir es ja in den nächsten eineinhalb Wochen, dass Wunder und das Licht noch bewusster als bisher wahrzunehmen und zu erkennen, was an Weihnachten mit dem Kind in der Grippe begonnen hat. Ich wünsche uns, dass wir ganz neu erkennen, was Gott mit dem Licht getan hat und was er mit der Hoffnung noch machen wird.
Amen

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