Sonntag, 15. Februar 2009

Lass dich tragen und trage andere...

Spuren im Sand
Eines Nachts hatte ich einen Traum:
Ich ging am Meer entlang mit meinem Herrn.
Vor dem dunklen Nachthimmel erstrahlten,
Streiflichtern gleich, Bilder aus meinem Leben.
Und jedes mal sah ich zwei Fußspuren im Sand,
meine eigene und die meines Herrn.
Als das letzte Bild an meinen Augen vorüber gezogen war,
blickte ich zurück. Ich erschrak, als ich entdeckte,
dass an vielen Stellen meines Lebensweges nur eine Spur zu sehen war.
Und das waren gerade die schwersten Zeiten meines Lebens.
Besorgt fragte ich den Herrn:"
Herr, als ich anfing, dir nachzufolgen, da hast du mir versprochen,
auf allen Wegen bei mir zu sein.
Aber jetzt entdecke ich, dass in den schwersten Zeiten
meines Lebens nur eine Spur im Sand zu sehen ist.
Warum hast du mich allein gelassen, als ich dich am meisten brauchte?"
Da antwortete er:
"Mein liebes Kind, ich liebe dich und werde dich nie allein lassen,
erst recht nicht in Nöten und Schwierigkeiten.
Dort wo du nur eine Spur gesehen hast,da habe ich dich getragen."


Ein sehr bekanntes und schönes Gedicht von Margaret Fishback Powers.
Ich lese dieses Gedicht oft und jedes mal bin ich wieder gerührt. Sie malt mit ihren Worten ein Bild voller Hoffnung. Es ist die Hoffnung das Gott immer da ist, auch wenn wir ihn nicht spüren können.

Bei diesem Gedicht habe ich oft das Bild vor Augen, dass ein Vater sein Kind trägt. Wenn es Angst hat oder den Weg nicht schafft, dann kommt da der Vater, hebt es hoch und begleitet es somit ein Stück. Der Vater gibt dem Kind ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit. Aber das Kind wird älter und der Vater kann es irgendwann nicht mehr tragen. Das Kind muss seinen Weg nun selber gehen und hat vielleicht das Gefühl allein gelassen zu sein. Was das Kind nicht weiß ist, dass der Vater auch jetzt da ist. Das Kind sieht und spürt ihn nicht. Der Vater aber sitzt zu Hause, macht sich Sorgen und begleitet das Kind in Gedanken, betet und hofft das es seinen Weg gehen wird.

Ich persönlich wünsche mir oft das jemand da wäre, der mich in bestimmten Situationen tragen würde. Nicht das man mich jetzt auf den Arm nehmen müsste, sondern so, dass ich das Gefühl habe bestimmte Dinge nicht alleine meistern zu müssen.

In der Bibel steht eine Geschichte, wo auch jemand getragen wird. Wer und wie er getragen wird, dass ich möchte ich euch jetzt vorlesen.
Die Geschichte steht in Markus 2, Verse 1-5:

1 Einige Tage später kam Jesus nach Kafarnaum zurück, und bald wusste jeder, dass er wieder zu Hause war. 2 Die Menschen strömten so zahlreich zusammen, dass kein Platz mehr blieb, nicht einmal draußen vor der Tür. Jesus verkündete ihnen die Botschaft Gottes. 3 Da brachten vier Männer einen Gelähmten herbei, 4 aber sie kamen wegen der Menschenmenge nicht bis zu Jesus durch. Darum stiegen sie auf das flache Dach, gruben die Lehmdecke auf und beseitigten das Holzgeflecht, genau über der Stelle, wo Jesus war. Dann ließen sie den Gelähmten auf seiner Matte durch das Loch hinunter. 5 Als Jesus sah, wie groß ihr Vertrauen war, sagte er zu dem Gelähmten: »Mein Kind, deine Schuld ist dir vergeben!«

In dieser Geschichte ist es nicht der Vater der jemanden trägt. Es sind Freunde die tragen. Diese Tat hat mich sehr bewegt und beschäftigt. Sie müssen ihren Freund sehr gemocht haben, dass sie einen so großen Aufwand auf sich nehmen um ihn zu Jesus zu bringen.

Ich sehe in diesem Bibeltext einige Parallelen zu uns heute.
Es wird beschrieben das die fünf Freunde nicht zu Jesus kommen konnten.
Der Grund dafür ist, dass zu viele Menschen da sind um ihn hören zu wollen.
Auch heute gibt es viele Orte, an dehnen von Jesus erzählt wird. Das kann die Kirche sein, der Jugendkreis, der Lobpreisgottesdienst oder auch der Hauskreis. Und doch fällt es oft schwer dorthin zu gehen. Es fällt schwer Jesus zu begegnen.
Doch voran liegt das?
Die Ursache kann ganz unterschiedlich sein. Da gibt es Menschen, die auf Grund einer Krankheit nicht kommen können. Vielleicht fühle ich mich auch nicht dazugehörig, irgendwie fehl am Platz. Die Uhrzeit passt mir nicht. Die Form ist mir fremd.
Es können aber auch Zweifel sein, die mich davon abhalten Jesus zu begegnen. Zweifel an mir und meinem Glauben. Ich habe oft gehört, dass Leute gesagt haben, dass sie nicht würdig sind zu Gott zu kommen, da sie vieles falsch machen oder nicht alles glauben können, was in der Bibel steht.

Solche Worte machen mich traurig. Muss ich denn perfekt sein um zu Jesus zu kommen? Muss ich denn alles annehmen ohne zu hinterfragen? Ich denke nicht. Jesus kam doch nicht um den perfekten Menschen zu begegnen, sondern um zu helfen. Er wollte Menschen heilen, ihnen einen Weg zu Gott ermöglichen und Sünden vergeben. Jesus möchte eine Beziehung zu dir. Er möchte dein Freund sein.

Ich weiß aus Erfahrungen, dass es in Freundschaften nicht immer glatt läuft. Da gibt es Streit und Unstimmigkeiten. Man macht Fehler, verletzt den anderen. Man kann sich auseinander leben, aber auch wieder einen weg zueinander finden. Es gibt Menschen, die Eifersüchtig auf die Freundschaft sind und versuchen sie auseinander zu bringen. Eine Freundschaft ist ein ständiges auf und ab und gleichzeitig auch das schönste was es gibt.

So wie eine Freundschaft zwischen den Menschen ist, so ist sie auch zwischen Jesus und dir. Es gibt Zeiten voller Freunde und Zeiten voller Schmerz. Du fühlst dich manchmal verletzt, zweifelst an der Freundschaft.
Und das darfst du. Du darfst Zweifel haben. Du darfst verletzt sein. Aber du solltest auch auf Jesus zugehen und mit ihm über diese Dinge reden. Diskutiert darüber, streitet euch, aber versöhnt euch auch wieder.

In dem Bibeltext ist der Mann gelähmt und kann aus diesem Grund nicht zu Jesus kommen. Aber er ist nicht allein. Er hat Freunde, dehnen er was bedeutet und die ihm helfen wollen. Der Mann kann es nicht von sich aus schaffen. Also helfen ihm die Freunde.

Auch du hast Freunde. Ich bin mir sicher das sie dich mögen und du für sie jemand besonderes bist. Freunde helfen sich gegenseitig und bestimmt hast du es auch schon erlebt. Deine Freunde hören dir zu, wenn du Probleme hast. Sie leihen dir Geld, wenn du knapp bei Kasse bist. Sie geben dir Ratschläge, wenn du nicht weiter weißt. Freunde helfen sich in so vielen Situationen. Sie tragen sich gegenseitig.

Meiner Meinung nach sollten sie sich auch in Glaubenssituationen helfen.
Es ist nicht immer einfach zuzugeben, dass man Glaubenszweifel hat und es ist auch nicht einfach zuzugeben, dass man schwach ist und den Weg zu Jesus nicht mehr richtig gehen kann.

Ich bin jemand, der ungern zu gibt, wenn er schwach ist. Meine Zweifel im Glauben anzusprechen fällt mir schwer. Vor allem aber gestehe ich mir ungern ein, dass ich Hilfe brauche. Ich kann mir gut vorstellen, dass es einigen von euch auch so geht.

Lass dich tragen.
Unsere Freunde werden uns wahrscheinlich nicht durch das Kirchendach hinunter lassen, wenn wir nicht zu Jesus kommen können, aber sie können für uns da sein. Sie können sich unsere Probleme und Zweifel, die wir mit dem Glauben haben, anhören. Sie sagen uns ihre Meinung, wenn wir sie danach fragen. Unsere Freunde können uns also in Durststrecken auf unterschiedliche Art und Weise tragen.

Und das beste ist, dass sie mit und für uns beten können. Das Gebet ist so wirkungsvoll und mit das Stärkste, was wir haben. Oft ist es uns nicht so bewusst, aber das Gebet kann wirklich sehr viel verändern. Wir müssen nur bereit sein es auch in Anspruch zu nehmen.

Während meiner Zeit auf der Bibelschule hatte ich eine Glaubenskrise. Ich wusste nicht ob dass alles richtig ist, ob ich überhaupt hier sein sollte. Und ich habe daran gezweifelt, ob der Weg mit Gott der richtige ist. Ich wusste plötzlich nicht mehr ob es einen Gott gibt oder nicht. Ich hatte ihn lange nicht mehr gespürt, fühlte mich von ihm alleine und in Stich gelassen. Das ging soweit, dass ich nicht mehr in den Gottesdienst gegangen bin, keine Bibel mehr gelesen habe und mich nach der Schule nur noch aufgeregt habe, dass wir immer so viel über den Glauben und die Bibel reden. Ich hatte anscheinend vergessen, das ich auf einer Bibelschule bin und das dazugehört.
In dieser Zeit habe ich oft mit Freunden darüber geredet und sie haben gesagt das sie für mich beten. Ich hatte das so hingenommen, aber in mir drin habe ich gedacht, dass es mir bestimmt nicht helfen könnte. Aber ich habe mich geirrt.
Wenn meine Freunde gebetet haben, während ich dabei war, dann fühlte ich mich geborgen und in meinen zweifeln ernst genommen. Ich habe gemerkt, dass ich ihnen wichtig bin und sie für mich zu Gott gehen, als ich es nicht mehr konnte.
Es kam auch vor das sie gebetet haben, auch wenn ich nicht dabei war. Sie haben es mir dann manchmal hinterher erzählt und ich habe mich gut gefühlt, weil ich wusste, dass man an mich denkt. Meine Freunde haben mich im Gebet immer wieder vor Gott gebracht, weil ich selber es nicht konnte. Sie haben mich in der Zeit wirklich getragen und ich bin ihnen dankbar dafür. Ich bin ihnen dankbar dafür, dass sie es durchgehalten haben und es ihnen wichtig war.
Der weg zu Jesus war zu der Zeit wirklich nicht einfach, aber sie haben wirklich viel auf sich genommen und haben mich getragen.

Du sollst dich aber nicht nur tragen lassen, sondern auch selber tragen.


Trage andere.
Es wird Zeiten geben, wo du dich sehr gut fühlst. Du weist dich geborgen und sicher bei Gott. Dein Glaube ist gefestigt und die Beziehung zu Gott ist gut.
Bei einem Freund von dir kann es aber anders aussehen. Es geht ihm schlecht. Er fühlt sich alleine gelassen und weit weg von Gott.
Jetzt kannst du jemand sein, der ihm in dieser Zeit begleitet und trägt. Sei du für ihn da und nehme ihn in seinen Zweifeln und Gefühlen ernst. Höre ihm zu und gebe ihm das Gefühl auch jetzt etwas besonderes zu sein. Das heißt aber nicht, dass du alles gut finden musst, was er sagt oder macht. Sei ehrlich vor dir und dem anderen gegenüber.
Ich war auch schon für andere da, habe sie in Durststrecken begleitet. Es ist nicht immer einfach und auch manchmal echt zum verzweifeln, aber es lohnt sich.
Für mich und den anderen.
Es gibt Momente, wo man am liebsten aufgeben möchte. Man hat das Gefühl das es nichts bringt. Man steht auf der Stelle und kommt nicht weiter.
Und es kann auch sein, dass sich nicht sofort was ändert. Dann gebe aber nicht gleich auf. Gehe mit deinen Sorgen und Ängsten zu Gott und bitte ihm das er dir hilft.
Du darfst auch wissen, dass du die Person nicht alleine tragen musst. Es gibt ja auch noch andere Bekannte und Freunde. Sprecht miteinander und betet zusammen. Teilt euch die Last, dann wird sie leichter. Aber nicht nur das, der Getragene bekommt Zeit sich auszuruhen. Er kann nachdenken und Kraft sammeln.
Der Getragene hat manchmal das Gefühl weit weg von Gott zu sein. Aber da irrt er sich, da die Freunde ihn im Gebet ja immer wieder vor Gott bringen. Und ich bin mir sicher, dass er wieder Kraft bekommt aufzustehen. Dann kann er wieder alleine auf Jesus zugehen.

In dem Bibeltext hat Jesus Reaktion mich sehr beschäftigt.
In Vers 5 lesen wir : „Als Jesus sah, wie groß ihr Vertrauen war, sagte er zu dem Gelähmten: »Mein Kind, deine Schuld ist dir vergeben!«“

Jesus weiß es zu wertschätzen, was die Freunde gemacht haben. Er sieht IHREN Glauben und macht den Mann wieder gesund. Ob der Mann glaubt, danach fragt Jesus nicht, zumindest wird es uns hier nicht berichtet. Jesus fragt auch uns nicht wieso und weshalb wir nicht selber zu ihm kommen, er weiß es ja. Aber er sieht das Vertrauen und den Glauben der Freunde. Und das reicht ihm aus. Der Einsatz und die Kraft wird belohnt.

Und das ist es ja was wir möchten:
Leute ZU und NICHT WEG von Jesus zu führen.


Hans-Joachim Eckstein Hat mal etwas tolles gesagt:
„Mögen wir uns auch tausend Schritte von Gott weg entfernt haben, so bedarf es dank der Liebe Gottes nicht mehr als eines einzigen Schrittes, um zu ihm zurückzukehren.“

Und ich denke, dass Freunde sehr gut helfen können, diesen einen Schritt zu gehen.

Es wird Zeiten geben, da wirst du als Getragener an deine Grenze kommen. Und es kann passieren, dass du als Träger keine Kraft mehr hast.
In solchen Momenten darfst du wissen, dass Gott bei dir ist. Er trägt dich, wenn du nicht mehr kannst. Und er hilft dir jemand anderes zu tragen.


Wie hieß es doch in dem Gedicht „Spuren im Sand“:
"Mein liebes Kind, ich liebe dich und werde dich nieallein lassen, erst recht nicht in Nöten und Schwierigkeiten.Dort wo du nur eine Spur gesehen hast,da habe ich dich getragen."

Amen

Keine Kommentare: